Bericht von Frau Gabriele Erbacher

Die psychologische Begleitung und Therapie basiert auf der Erkenntnis, daß das Gehirn plastisch ist, das heißt, es verfügt immer über die Fähigkeit, Neues zu lernen. Zudem ist es möglich, in Trance Fähigkeiten nutzbar zu machen, die dem Wachbewußtsein (nicht mehr oder noch nicht) zugänglich sind.

Die wöchentlichen Termine besitzen den gleichen Ablauf und sind doch inhaltlich völlig verschieden. Zu Beginn testen wir die Signale für „Ja“ und „Nein“. Die Kommunikation erfolgt aktuell, Augenzwinkern oder verbales „Mhm“ und durch Zungensignale. Zeitweise gelang ein differenziertes Antworten durch Fingersignale von drei Fingern der linken Hand, mit denen Toni Antwortalternativen sehr gut anzeigen konnte; momentan kann der linke Daumen wieder für Signale aktiviert werden. Tonis Denken ist sehr differenziert und so kann man mit ihm auch über komplizierte Sachverhalten sprechen, sofern man sie in Alternativen formulieren kann.
Der zweite Schritt ist immer die Auftragsklärung: Was möchte Toni heute? Gibt es etwas Besonderes, das ihn beschäftigt und um das wir uns kümmern sollten? Zu Beginn unserer Arbeit stand die Wut über die Erkrankung im Vordergrund, dann gab es eine Phase, in der er am Hadern war, ob er sich mit all seinen Einschränkungen seiner Familie zumuten dürfe oder sie an der Belastung zerbrechen würden. Zuletzt war er durch Schmerzen im Magen und der Speiseröhre belastet.
Zur Auftragsklärung gehören auch die Wünsche für die möglichen Übungen. So wünschte er sich eine Zeit lang, sich wieder besser äußern zu können. Dann folgte eine Phase, in der er entspannen wollte, seine Kraft sammeln und Bewegungen aktivieren, die er wach und bewußt nicht durchführen konnte, in Trance aber doch. Seitdem die Verkrampfungen der Muskulatur stärker sind, steht der Wunsch nach Entspannung und tiefer Erholung im Vordergrund. Zwischendurch haben wir das nach Bedarf durch Übungen gegen Übelkeit und Übungen zur Schmerzlinderung ergänzt.
Wir nutzen imaginative Verfahren, Verfahren aus der Klinischen Hypnose und zur Verstärkung von Ressourcen auch manchmal das Tapping aus dem EMDR.
Toni ist mittlerweile ein Meister der Entspannung, dem es gelingt, auch völlig angespannte Muskeln rasch zu entspannen und locker liegen zu lassen. Vor wenigen Wochen erfolgte ein neuer Durchbruch: Toni entdeckte, wie er trotz des pulsierenden Rhythmus der Dystonien seinen Körper in eine lockeren und gelösten Zustand versetzen kann und Arme sowie Beine flach und ausgestreckt hinlegen kann, auch wenn der pulsierende Rhythmus noch spürbar bleibt.
Bei Husten geht er kurz aus der Entspannung heraus, nutzt seine Kraft zum Abhusten, um dann wie mit einer Entspannungswelle rasch wieder in die Entspannung einzutauchen. Toni erlebt diesen Zustand als sehr wohltuend.
Toni ist hoch motiviert und arbeitet sehr aktiv an der Therapie mit. Kleine feststellbare Fortschritte geben ihm Auftrieb, immer wieder weiter zu arbeiten.

Gabriele Erbacher
Psychologische Psychotherapeutin